Offene Hinterbühne



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Fotoinszenierung

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Offene Hinterbühne


Workshop für Familien und Jugendliche in der Ausstellung 'Florine Stettheimer' im Münchner Lenbachhaus


Im Rahmen der Ausstellung Florine Stettheimer im Kunstbau des Lenbachhauses fanden unter dem Namen Offene Hinterbühne Workshops und offene Angebote zu Malerei, Bühne und Inszenierung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene statt. Sie boten die Möglichkeit, sich nach eigenen Interessen und im kollektiven Austausch mit unterschiedlichen Methoden mit dem Werk Stettheimers auseinanderzusetzen. Nach einem gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung wurden Impulse für das eigene Arbeiten gesammelt, Querverbindungen hergestellt und Inhalte vertieft. In den vier Werkstätten konnten die Teilnehmer/innen an einem großen gemeinsamen Wandgemälde mitarbeiten, eigene Requisiten und Kostüme entwerfen, sich an einer Fotostation selbstinszenieren oder in der Modellbauwerkstatt mitmachen und so der Idee eines Gesamtkunstwerks nachgehen.


Eine Dame mit einer Pfauenfeder im Hut schreitet die Rampe mit dem roten Teppich herab. Vor ihr gießt sich das gesellschaftliche Parkett der Gemäldeausstellung aus, in der bereits ein reges Treiben herrscht. Ein eleganter schwarz gekleideter Herr reißt ihr die Eintrittskarte ab und fordert sie gleich zum Tanz. Kreisend kommen sie an Erik Satie vorbei, der die Moves für das Video seines neuesten Hits probt. Eine herbeieilende Wahrsagerin sagt großen Erfolg voraus. Nebenan klebt sich Captain Amerika Strasssteine auf sein Jacket. Eine schwarze Katze schleicht um die Ecke und springt mit einem Satz auf eine große Geburtstagstorte aus Plüsch. Genüßlich reißt sie ein paar Löcher in den Bezug und rollt sich schnurrend darauf ein. In der Modellbauwerkstatt wird fiebrig an einem großen Turm gearbeitet. Suprematistische Klassik? Weit gefehlt, Konstruktive Cinderella! Ein etwas steif gekleideter Herr mit viel zu großem Hut. führt eine Freundin durch die Ausstellung. Sicher ist er steinreich.'Guck mal der Christbaum brennt!' Sie, kramt in ihrer verstaubten Handtasche nach einer Brille, setzt sie auf und rümpft die Nase. Bei dem ganzen Trubel bemerkt keiner die kleine Maus, die in einer Ecke leise singt:

Our Parties
Our Picnics
Our Banquets
Our Friends
Have at last a raison d’etre
Seen in color and design
It amuses me
To recreate them*

Gott sei Dank sieht die Gräfin sie nicht. Schwer mit Juwelen behängt, hätte sie Mühe in der Ausstellung einen Hocker zu finden auf den sie sich retten könnte, der einzige steht hinten in der Ecke und ein Wachmann sitzt darauf. Oh! er ist eingeschlafen. Im Scheinwerferlicht steht ein großes Pupppenhaus in dessen Hinterhof sich Werner von Delmont seine Pfeife stopft, neugierig wird er dabei von einer Fledermaus beobachtet, die kopfüber im Gebälk des Hauses hängt und hin und herschaukelt. Im Hintergrund diskutieren Gauguin und van Gogh ob moderne Kunst Schmierage ist oder ob man darin auch ein Muster sehen kann. Sehr abstrakt! Marcel Duchamp dreht sich genervt von den beiden weg und zeichnet seinen Schattenriss an die Wand. Eine Gruppe sportllicher Kerle findet das ziemlich langweilig. Sie haben sich ein paar Schießbudenfiguren gebaut und gehen zur roten Rampe kegeln.

Vom 4. bis zum 9. November 2014
Konzept und Durchführung Mirja Reuter, Florian Gass und Maximiliane Baumgartner
In Zusammenarbeit mit den Kunstvermittler/innen des Lenbachhauses und den Teilnehmenden

*(Florine Stettheimer aus dem Band 'Crystal Flowers', 1949 von Ettie Stettheimer aus dem Nachlass herausgegeben)